Vor 9 ½ Jahren habe ich diesen blogpost geschrieben. „Ein Freund ist gegangen“ hieß er. Heute muss es heißen „Eine Freundin ist gegangen.“ Diese Freundin hieß „Kuki.“ Nicht Cookie, wie viele immer dachten, sondern Kuki, nach einer holländischen Namensgebung. Denn Kuki war sehr international. Während der Zeit, als wir in Spanien gelebt und gearbeitet haben, lernte Antje über die Frau eines Arbeitskollegen die Hunderasse Galgo Español kennen. Sie half damals bei einer Tierauffangstation aus, die sich auf diese Hunde spezialisiert hat. Mit der Organisation Galgos en Familia sind wir auch noch heute freundschaftlich verbunden und unterstützen diese.
Als wir vor 12 Jahren nach Andalusien gingen und dort eine wunderschöne Zeit verbrachten, war mir über das Schicksal dieser Hunderasse rein gar nichts bekannt. Klar, das Thema Stierkampf kennt man, doch dass durch rücksichtslose, tierquälende Jäger, jährlich bis zu 50.000 Galgos teilweise auf grausamste Weise getötet und gefoltert werden – und dies nur wegen einer alten Wettkampf Tradition, war mir absolut neu. (weiterführende Informationen dazu hier )
Mit dem Süden Spaniens assoziiert man Sonne, Leichtigkeit Strand und Meer. Doch wenn man dort länger lebt, beschäftigt man sich auch mit lokalen gesellschaftlichen Problemen.
Im Shelter von Galgos en Familia sahen wir Kuki zum ersten Mal. Als in uns der Gedanke gereift war, einen Galgo zu adoptieren beschäftigten wir uns fortan mit diesen außergewöhnlichen Hunden und haben die Entscheidung sorgsam überdacht. Schon allein aus dem Grunde, weil wir ja schon einen Hund zu Hause hatten, auf den sich mein Blogpost von vor 9 ½ Jahren bezieht. Bruno, der Dackel.
Auf dem Gelände von Galgos en Familia waren bestimmt 30-50 Galgos und jeder einzelne hätte es verdient adoptiert zu werden. Es gab schwarze, weiße, gemusterte, glatte, zerzauste, wilde oder verspielte und die meisten stürmten freundlich auf uns zu, um einfach ein paar Streicheleinheiten und ein wenig Liebe von den Besuchern zu erhaschen. Alle außer Kuki. Kuki hielt sich abseits der Masse und wirkte zierlicher und kleiner als die meisten ihrer Artgenossen. Mit ihrem langen Fang, den aufrecht gestellten Ohren und der braun, schwarzen Stromung sah sie sehr elegant aus. Fast graziös. Wir konnten uns ihr nur vorsichtig nähern, da sie sehr scheu war und wenig Vertrauen zu Menschen hatte. Spätestens als wir ihre Mandelaugen gesehen hatten, war es um uns geschehen und wir wussten, diese Galga wollten wir uns bei uns aufnehmen, wenn alle Formalitäten geklärt sind.
Die Gründerin von Galgos en Familia, Vera Thorenaar, ist sehr gewissenhaft und prüft sorgfältig vor Ort, ob ein Haushalt für eine Adoption Galgo gerecht ist, was bei uns der Fall war. Als eine Adoption mit keiner genauen Vorkenntnis, was sie in ihrem vorherigen Leben erlebt hat, wurde das Alter von Kuki auf 4 Jahre geschätzt. Geboren am 02.04.2008. Im Alter von 4 Jahren trat Kuki in unser Leben. Am 17.07.2023 um ca. 10.30 Uhr wurde sie sanft von der Injektion unserer Tierärztin von ihren zunehmenden Beschwerden erlöst.
Es schmerzt so sehr und treibt mir beim Schreiben immer wieder die Tränen in die Augen. Und natürlich gehört es dazu, wenn man sich dafür entscheidet einen Teil seines Lebens mit einer Hündin zu verbringen. Von Anfang an weiß man, dass man diese biologisch überleben wird. Doch hier geht es um Gefühle, die man zu einem Familienmitglied aufbaut, dass mehr als ein Jahrzehnt an unserer Seite war. An einen solchen Verlust kann man sich nicht gewöhnen und er wird auch nicht zur Routine, nur weil es jetzt das zweite Mal war und weil ich jetzt schon weiß, dass mir dies noch mindestens zwei Mal widerfahren wird, mit den verbleibenden Hunden Glenni und Swing. Nein. Es ist diese Endgültigkeit die weh tut. Die Gewissheit, dass ich sie zum letzten Mal gestreichelt habe, mit ihr geschmust habe mit ihr Gassi gegangen bin usw. Es wird nie wiederkommen, unser Mädchen wird nie wiederkommen und das schmerzt mich wirklich sehr.
Ich möchte hier eine Lanze brechen für das wunderschöne Wesen des spanischen Windhundes und insbesondere für Kuki. Kuki war nicht nur eine Schönheit (wir haben sie Prinzessin oder Princesa genannt), sondern in ihrer Art so unglaublich liebenswert, zurückhaltend, ruhig, sozial, fast introvertiert und besonders. Sie hat sich nie in den Vordergrund gespielt, war immer freundlich zu anderen Hunden und hat, solange wir sie hatten, wahrscheinlich nur 5x gebellt. Sie hat unsere Nähe und ihre Routinen genossen und hat uns immer gezeigt, dass es immer das war, was sie wollte und sie sehr, sehr dankbar war. In diesen Tagen denke ich traurig, dass es der Menschheit wohl besser gehen würde, hätte sie solche zurücknehmenden Charakterzüge wie Kuki. Sie war für uns einzigartig und der perfekte Hund. Es tröstet mich ein kleines Stück, dass wir einem Tier, dass verstoßen und missachtet wurde, solch schöne Jahre bereiten konnten und ihr zeigen durften, dass Menschen wie wir sie lieben. Sie wird uns fehlen und wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass sie nicht mehr da ist. Das Leben hat gezeigt, dass das geht, doch gerade jetzt fühlt es sich noch nicht so an.